Schach-Spektakel über den Dächern Münchens
Ein denkwürdiger Abend zwischen Ausblick, Fotokunst und sozialem Einsatz
Es war ein Schach-Spektakel und zugleich beste Werbung für das soziale und kulturelle Engagement zweier Stiftungen: die SZ Gute Werke, die als Gastgeberin fungierte und neben den Teilnehmenden am Simultan-Turnier rund fünfzig fachkundige Gäste unter dem Dach des Verlagsgebäudes der Süddeutschen Zeitung im Münchner Osten begrüßen konnte; sowie die Münchener Schachstiftung, die es sich seit ihrer Gründung zur Aufgabe gemacht hat, Schach in der Landeshauptstadt sichtbarer werden zu lassen. Die Panorama Lounge bot diesem Anliegen eine eindrucksvolle Kulisse – nicht zuletzt dank der ausgestellten Werke des in seinem Genre unerreichten Schachfotografen Stev Bonhage – und belohnte die Gäste mit einem weiten Blick über die Stadt bis hin zur im Dunst fern aufragenden Zugspitze.
Karin Kampwerth, die zweite Vorsitzende der SZ Gute Werke Stiftung, verwies in ihrer Begrüßung auf die langjährige und erfolgreiche Zusammenarbeit beider Institutionen. Deren Nachhaltigkeit zeigt sich immer wieder: etwa dann, wenn etablierten Schach-Projekten in Grundschulen oder, wie im vergangenen Jahr, in Stadtteilbibliotheken aufgrund finanzieller Engpässe das Aus droht. Die Unterstützung erfolgt dann oft schnell und unbürokratisch, damit es weitergehen kann – und nicht die an AGs und Trainings teilnehmenden Kinder die Leidtragenden sind.
GM Stefan Kindermann – Spitzenspieler, Autor der SZ-Schachkolumne und als Vorstand der Schachstiftung einer der leidenschaftlichsten Akteure der Münchner Schachszene – stimmte seine Gegnerinnen und Gegner sowie die Zuschauerinnen und Zuschauer mit einem kurzweiligen Streifzug durch 1500 Jahre Schachgeschichte als abendländische Geisteskunst auf das faszinierende Spiel ein. Dass er sich als ersten Großmeister outete, der jemals ein Schachduell gegen einen kommerziellen Schachcomputer verlor, sorgte für Heiterkeit.
An den Brettern ließ Kindermann das Publikum dann kaum aus dem Staunen herauskommen: Kaum zehn Sekunden gönnte er sich pro Partie für den jeweils nächsten Zug – und dennoch mussten seine Kontrahentinnen und Kontrahenten nach und nach anerkennen, dass sie der Spielkunst des Großmeisters nicht gewachsen waren. Moderatorin Veronika Exler, selbst Österreichische Staatsmeisterin und gewiefte Strategin, versuchte den Großmeister mit launigen Interventionen aus dem Konzept zu bringen. Am Ende – das Turnier dauerte rund 35 Züge – hieß es fast überall: Schachmatt für Schwarz. Fast überall: Ein wackerer Kämpfer erstritt ein Remis. Eine harte Nuss, die selbst der Großmeister nicht knacken konnte.
Letztlich aber waren alle Gewinner: Die Spielerinnen und Spieler – die jüngste Teilnehmerin war gerade einmal zehn Jahre alt – sammelten an einem außergewöhnlichen Ort unbezahlbare Erfahrungen. Und das Publikum erlebte ein beeindruckendes Schach-Spektakel, das nach zweieinhalb Stunden mit dem letzten Matt seinen Abschluss fand.
Bilder: Kai Schmidt, Victoria Berdin
















