© Stev Bonhage

DER HEISSESTE WETTKAMPF DES JAHRES

Das 15. Schachturnier in der Pfennigparade

Draußen lagen die Temperaturen über 35 Grad. Drinnen, in den Klubräumen der Stiftung Pfennigparade, war es am ersten Wettkampftag noch ein bisschen heißer. Dort maßen sich 32 Schach-Spielerinnen und -Spieler beim Kandidatenturnier, das die Münchener Schachstiftung gemeinsam mit der Pfennigparade veranstaltete. Schon zum 15. Mal übrigens, wie Turnierdirektor Felix Brychcy bei der Begrüßung feststellte, „das ist ja heute ein richtiges Jubiläum“.

2008 initiierte Werner Schwarz, begeisterter Schachspieler, Schüler bei der Schachstiftung und Bewohner der Pfennigparade, gemeinsam mit Dijana Dengler, Vorstand der Schachstiftung, und Stiftungsgründer Roman Krulich das erste Turnier – sie brachten dafür beide Stiftungen zusammen. „Daraus ist eine richtige Freundschaft entstanden“, erklärte Pfennigparade-Vorstand Ernst-Albrecht von Moreau bei der abschließenden Siegerehrung. Nur durch die Pandemie unterbrochen, findet der Wettbewerb seitdem jährlich statt. Anfangs an einem Tag, in einem Marathon mit bis zu 60 Teilnehmenden. Das wurde aber später entzerrt. Inzwischen geht es mit »Geistesblitz und Taktikwitz« über zwei Tage. Am ersten fand das Kandidatenturnier mit den unerfahreneren und spielschwächeren Akteurinnen und Akteuren statt, am zweiten Tag (als es zwar nicht mehr so heiß war, aber durchaus hitzig zuging) trafen die „Profis“ aufeinander, wie Großmeister Stefan Kindermann sagte, in lobender Anerkennung des hohen Niveaus in vielen Duellen: „Für Menschen, die über großartige Fähigkeiten verfügen, aber körperlich stark eingeschränkt sind, ist Schach eine wunderbare Möglichkeit, einen anspruchsvollen Geistessport auszuüben.“

© Stev Bonhage

Eingeladen sind alle aus dem Kosmos Pfennigparade, die Schach spielen und mögen. Das Spiel kennt keine Unterscheidung in Alter und Geschlecht und es ist völlig egal, wer welche Einschränkung mitbringt. Die Tische stehen weit genug auseinander, damit Rollstuhlfahrer rangieren können; manche Teilnehmende brauchen die Unterstützung von helfenden Händen, weil sie selbst nicht die Figuren bewegen und die Uhr stoppen können. Es wird noch ein Stuhl dazwischen gestellt, man rückt notfalls enger zusammen. Und bei aller Konzentration und gegenseitiger Wertschätzung geht es dann auch öfter mal lebhafter zu als bei Ligaspielen oder FIDE-Turnieren. Hier und da brandet frenetischer Jubel auf, woanders wird lautstark der Schiedsrichter herbeizitiert, weil der Gegner eine Figur zweimal berührt oder die Rochade falsch ausgeführt hatte. Ach ja, und dann noch diese Schachuhr, ein tückisches Ding, das permanent Stress macht. 12 Minuten steht jedem Spieler pro Partie zur Verfügung, pro Zug gibt es fünf Sekunden obendrauf, aber sie tickt unerbittlich und treibt immer wieder zu Fehlern, weil die Zeit zum Nachdenken fehlt. Gespielt wird nach dem Schweizer System, das die Akteure ähnlicher Spielstärke zusammenführt und schließlich eine oder einen ganz nach oben bringt.

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Bei der diesjährigen Ausgabe des Schachturniers der Pfennigparade gab es – zumindest nach Punkten – zwei eindeutige Sieger. Beim Kandidatenturnier gab sich Simon Meuer keine Blöße und marschierte mit sieben Siegen in sieben Partien durch den Wettkampf, gefolgt von Lorenz Sedlmeier und Julian Malczewski. Daniel Rakotovao, der Gewinner des Master-Wettbewerbs, setzte sich ebenfalls siebenmal durch, hatte aber deutlich härtere Auseinandersetzungen zu führen, wie er hinter bekannte: „Ich hatte zweimal sehr viel Glück, die Gegner waren eigentlich besser als ich.“ Aber so ist es beim Schach. Flüchtigkeitsfehler entscheiden über Wohl und Wehe, Johanna Schmidt und Thomas Pollauf (er war in den vergangenen Jahren schon mehrfach Sieger) landeten auf den Rängen. Bei den Siegerehrungen gab es dann jeweils Pokale für die Drei auf dem Treppchen. Und alle Teilnehmenden konnten sich wertvolle Preise rund ums Schach auswählen – Spielbretter, Uhren, Lehrbücher und auch das Maskottchen Schachi. Möge es Glück bringen, beim nächsten Mal im nächsten Jahr.

Siegerehrung beim Masterturnier: Thomas Pullauf (3.), Ernst-Albrecht von Moreau, Daniel Rakotovao (1.) Stefan Kindermann, Johanna Schmidt (2.), Prof. Dr. Angelika Speck-Hamdan

© Kai Schmidt