„Wo ist Hans?“ „Kommt Irene heute wieder? Weiß das jemand?“ Jeden Montag von 10 bis 12 Uhr treffen sich Seniorinnen und Senioren in einem typischen Haidhauser Häuschen zum Schachspielen. Wir sind im ASZ Haidhausen in der Wolfgangstraße 18. Die Schachfreunde bauen die Schachbretter und Figuren auf und erkundigen sich nach den anderen Mitspielern. Die Sommerpause ist vorbei, jetzt beginnt das Herbstprogramm im Schach-Seniorenkurs der Münchener Schachstiftung.

Seit 2014 ist der Montagvormittag für die Teilnehmer fest geblockt. Kurz vor zehn Uhr kommt Trainer Klaus de Francesco in den Raum und stellt gleich eine diffizile Aufgabe. Mit „Matt in drei Zügen“ am Demobrett will er prüfen, wie der Wissensstand und Elan an diesem Septembermorgen sind.

Die TeilnehmerInnen des ASZ-Schachkurses folgen aufmerksam den Erklärungen ihres Trainers

Verblüfft muss er feststellen, dass nicht nur diese, sondern auch eine „Matt in fünf Zügen“- sowie eine aktuelle Weltcup-Endspiel-Stellung von den Damen und Herren nach etwas Bedenkzeit mit Bravour gelöst werden.

„Nach der langen Ferienzeit die Aufgaben zu lösen, ist eine super Leistung!“

Trainer Klaus de Francesco ist von dem Schach-Wissen der Teilnehmer sichtlich beeindruckt. Das Lob ihres Trainers haben sich die Senioren mit harter Denkarbeit verdient, nun folgen die eigenen Partien. Doch vorher werden eigene Problemstellungen geklärt, wie die Frage einer Teilnehmerin, wie sie einen typischen Fehler in der Eröffnung vermeiden kann.

Elisabeth aus Aubing nimmt jede Woche eine Stunde Anfahrt in Kauf, weil in Haidhausen nicht nur der ihrer Meinung nach sympathischste Trainer ist, sondern hier auch die Gemeinschaft stimmt. Sie fährt dreimal in der Woche zu verschiedenen Schachgruppen, trainiert mit einem Schachprogramm am PC und hat sich durch so viel Begeisterung zu einer ernstzunehmenden Gegnerin auch gegen alteingesessene Schachgegner entwickelt, was sie sichtlich stolz macht.

Theresa (li.) und Elisabeth (re.) sind beim Schach voll konzentriert

Wieder weist Klaus de Francesco darauf hin, dass jeder gute Schachspieler nicht nur seinen nächsten Zug im Blick hat, sondern – ganz nach Königsplan – auch darüber nachdenkt, was der Gegner planen könnte und woher die nächste Gefahr droht. Mit vorwärts und rückwärts denken, was diese Logiktechnik verlangt, wird die Fähigkeit trainiert, auf jede Situation flexibel zu reagieren und selbst aktiv zu werden.

„Schach ist gut für meinen Kopf.“

Theresa kam vor neun Jahren aus Indonesien. Sie möchte gegen drohende Vergesslichkeit ankämpfen und sich mit Schach neuen Herausforderungen stellen. Ganz nebenbei knüpft sie in der Schachgruppe neue Kontakte, die ihre Leidenschaft teilen und Wissen weitergeben. Integration im Alter, ein häufig unterschätztes Thema, wird hier gelebt.

Beim Spielen verfliegt die Zeit, so dass die ASZ Leitung sich mittlerweile daran gewöhnt hat, dass der Raum nicht Punkt 12:00 Uhr wieder frei ist – was für den Erfolg des Kurses spricht. Auch wenn der Trainer in Ferienzeiten den Kurs nicht gibt, hält die Hausleitung den Raum für die Schachgruppe in dieser Zeit frei. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer treffen sich in dieser Zeit regelmäßig zum Spielen.

Plaudernd geht man nach dem Kurs mit einer universitären Viertelstunde Verspätung auseinander und bespricht dabei die Schwierigkeiten des SZ- Schachrätsels oder die möglichen Gegner in anderen Schachgruppen…

Die Münchener Schachstiftung dankt der Beisheim Stiftung, die dieses Engagement im ASZ Haidhausen finanziell unterstützt und damit erst möglich gemacht hat.