Eine Behinderung muss kein Handicap sein – das bewiesen die knapp 60 Schachspieler, die beim großen Jubiläumsturnier an der Stiftung Pfennigparade gegeneinander antraten. Zum großen Jubiläum hatten Bahn-Chef Dr. Richard Lutz und Prof. Dr. Angelika Speck-Hamdan die Schirmherrschaft für das Turnier übernommen.
Kurz nach acht Uhr war es soweit… die ersten Pfennigparaden-Schachspieler trafen ein und staunten: Im Foyer stapelten sich jede Menge wertvolle Preise für die Turnierteilnehmer, dazu kamen schöne Pokale für die Sieger.
Zum zehnten Mal hatte die Münchener Schachstiftung Anfang Juli im Kooperation mit der Stiftung Pfennigparade zum Turnier eingeladen. Gekommen waren dieses Mal mehr Schachspieler als je zuvor – knapp 60 Teilnehmer waren gemeldet! Ein ganzes Jahr lang hatten sich die Rollstuhlfahrer und Menschen mit Gehbehinderungen, Schlaganfall-Patienten, Menschen mit Muskelschwäche und Spastik-Betroffene, die in der Stiftung Pfennigparade leben oder dort beschäftigt sind sowie SchülerInnen der Barlach-Schulen – auf das Turnier vorbereitet: Sie treffen sich jede Woche zum Schach, wobei sie von Schachtrainern der Münchener Schachakademie fachkundig angeleitet und betreut werden.
Eine Körperbehinderung ist beim Schach kein Handicap
Können Menschen mit Behinderungen überhaupt Schach spielen? – Aber sicher! Schach ist integrativ. Selbst Menschen mit schwersten Körperbehinderungen sind beim Schach erfolgreich. Wer die Figuren auf dem Brett nicht selbst bewegen kann, muss die Züge nur kommunizieren – das Ausführen erledigen Assistenten! Seit Jahren engagieren sich Freiwillige aus den Reihen der Schachstiftung in den wöchentlichen Schachtrainings und beim Turnier.
Ein besonderer Höhepunkt war, als Dr. Richard Lutz, der seit seiner Jugend selbst ein begeisterter und sehr erfolgreicher Schachspieler ist, sich mit den Teinehmern unterhielt und selbst als Assistent aktiv wurde!
„Schach verbindet Menschen, unabhängig davon woher sie herkommen, ob sie behindert sind oder nicht. Schach sorgt dafür, dass wir uns – im wahrsten Sinne des Wortes – an einen Tisch setzen. Ich habe sehr gerne die Schirmherrschaft übernommen, weil mir bewusst ist, was Schach für die Entwicklung von Menschen bedeuten kann“, betonte Dr. Richard Lutz.
Roman Krulich, der die Schachtrainings und das Turnier seit vielen Jahren unterstützt, war von den Leistungen der Schachspieler beeindruckt: „Als Turnierspieler weiß ich, wie viel Energie und Konzentration ein langer Turniertag von den Teilnehmern fordert. Deswegen habe ich höchsten Respekt vor der Leistung und der Begeisterung der Menschen, die Jahr für Jahr hier beim Pfennigparaden-Turnier dabei sind.“
Annette Ganssmüller–Maluche, stellvertretende Landrätin des Landkreises München, fand bei der Preisverleihung lobende Worte: „Was hier die Münchener Schachstiftung leistet, ist in meinen Augen großartig. Ich weiß, wie schwer Schach ist, wie es den Denkprozess und die Kombinationsgabe fordert und fördert. Schach stützt oft auch die Menschen, die sich nicht stark fühlen in der Gesellschaft, gerade Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderung. Diese Veranstaltung heute hat Menschen glücklicher gemacht als jedes Fest, auf dem man sich oberflächlich vergnügt.“
Schach verbindet Generationen
Dass sich das Engagement der Förderer lohnt, zeigen die Stimmen der Turnierteilnehmer: „Beim Schach lernt man mit Niederlagen umzugehen. Es ist ein wenig wie das Leben mit einer Behinderung und der Rehabilitation, wo man mal Fortschritte macht, aber auch Rückschläge verkraften muss. Ähnlich ist es beim Schach. Mal gewinnt man, mal verliert man oder holt ein Remis – es ist ein Auf und Ab. Das Turnier ist motivierend und anregend; ich will auf alle Fälle weitermachen, möchte in einen Schachclub gehen, mit neue Kontakte damit aufbauen“, so Ulrich Dohse (48), der seit vier Jahren dabei ist.
Auch die junge Generation hat ihren Spaß: „Das Turnier gefällt mir gut. Es ist eine schöne Idee, dass man sich jährlich trifft. Ich fühle mich beim Turnier sehr wohl. Wenn man im Turnier gegeneinander antritt, kann man sehen, welche Fortschritte man gemacht hat – das macht Spaß! Ich bin auf alle Fälle nächstes und die kommenden Jahre wieder dabei!“ betont Lara Claße (13), eine Schülerin der Barlach-Schule.
Organisiert wird das jährliche große Schachturnier zu einem guten Teil von den Pfennigparaden-Schachspielern, allen voran Werner Schwarz und Alexander Bassarini. Dazu kommen Roman Hanig, Rektor der Barlachschulen, sowie Dijana Dengler, Stiftungsrätin bei der Münchener Schachstiftung, die als Cheforganisatorin der Münchener Schachstiftung diese Veranstaltung wieder mit viel Herzblut und Fingerspitzengefühl leitete.
Engagierte Förderer und Unterstützer bei der Preisverleihung
Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Pfennigparade, Ernst-Albrecht von Moreau, überreichte den Turniersiegern mit Prof. Dr. Angelika Speck-Hamdan, der Schirmherrin des Turniers von Seiten der Pfennigparade, Dr. Richard Lutz, dem Schirmherrn von Seiten der Münchener Schachstiftung, sowie Stiftungsgründer Roman Krulich die Pokale, Medaillen und Urkunden. Jeder Teilnehmer erhielt dazu einen wertvollen Preis.
Ehrengast Dr. Helmut Pfleger, Schachgroßmeister und bekannter Schachbuch-Autor, war wie in den Jahren zuvor ebenfalls vor Ort und stellte weitere Preise zur Verfügung!
Gefördert wird das Schachprojekt von der Stiftung Pfennigparade, Munich Residential unter der Leitung von Roman Krulich und Moritz Opfergeld sowie dem Landkreis München.